Ebenso, sage ich euch, herrscht bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt. (Lk 15,10)
Für dich: Der gerade Weg Jesu führt bei uns oft über Umwege
Liebe Freunde!
Immer wieder gibt es Ereignisse, bei denen die meisten Menschen spüren: Jetzt wird gerade Geschichte geschrieben. Der Tod von Queen Elisabeth II. ist ein solches, denke ich. Und um ihren Tod herum können auch enorme Veränderungen wahrgenommen werden: Dass ein Papst den "unerschütterlichen Glauben an Christus" des Oberhauptes der Anglikanischen Kirche würdigt, ist zwar heute nicht mehr wirklich überraschend, aber zu Beginn ihrer Regentschaft vor 70 Jahren wäre ein so deutliches Glaubenswort fast unmöglich gewesen. Inzwischen gab es das II. Vatikanische Konzil, 7 Päpste (Pius XII., Johannes XXIII., Pauli VI., Johannes Paul I., Johannes Paul II., Benedikt XVI. und eben Franziskus), sechs von ihnen soll sie persönlich begegnet sein, ich nehme an, nur Johannes Paul I. war nicht dabei).
Die Anglikanische Kirche, eine Abspaltung der katholischen Kirche, wurde lange Zeit als "abtrünnig" betrachtet, lehramtlich hat dies das 2. Vatikanische Konzil endgültig geändert. Mit Respekt wird der christliche Glaube aller Kirchen konstatiert. Der Titel "FIDEI DEFENSATRIX" (= Verteidigerin des Glaubens), den die Könige seit vielen Jahrhunderten tragen (bei Königen: Fidei Defensor) und der dem britischen Königshaus vom Papst verliehen wurde, kann im Leben der Königin durchaus nachvollzogen werden.
Lange Zeit haben Christen gemeint, dass nur sie und ihre Richtung "recht" haben und auf dem rechten Weg wären. Dabei haben alle Christen dieselbe Bibel, die bewusst macht, dass es nicht um die eigene Leistung "auf dem rechten Weg zu sein" geht, sondern um die Freude über jeden, der irgendwann den rechten Weg findet:
https://www.erzabtei-beuron.de/schott/schott_anz/index.html?datum=2022-09-11
Das Evangelium ist heute voll von Gleichnissen, die das bildhaft zum Ausdruck bringen. Das deutlichste und auch bekannteste ist leider aus der Kurzfassung herausgenommen: Im Gleichnis vom Barmherzigen Vater, oder vom Verlorenen Sohn, wird nämlich Beziehung besonders zum Ausdruck gebracht: Die Beziehung des Vaters, der auf seinen Sohn wartet, der ständig nach ihm Ausschau hält und vielleicht könnte man auch sagen, der ihn mit seiner Sehnsucht zurückholt. Es ist die Gnade der Barmherzigkeit, um die es geht. Dies macht auch die Spannung des "verlorenen" Sohnes zum "braven" Sohn sichtbar. "Brav" sein ist ebenso Geschenk, wie zurückfinden ... beides ist keine "Leistung".
Papst Franziskus bringt in der Würdigung des Glaubens der verstorbenen Königin die unbegreifliche Weite göttlicher Liebe und Barmherzigkeit zum Ausdruck und zeigt, so könnte man sagen, selbst Größe im Respekt vor dem Oberhaupt einer anderen christlichen Kirche.
Vielleicht ist es für uns manchmal ein Trost zu wissen, dass Gott uns trotz aller Verirrungen nahe ist, vielleicht müssen wir aber auch die Herausforderung annehmen, seine Nähe bei allen Menschen zu "erglauben".
So werden wir mit Sicherheit "mit Abstand 🐘😉die besten" Leuchttürme und Shooting-Stars einer neuen Friedenswelt!
Liebe Grüße und bleibt cool und xund
Euer Pfarrer Bernhard Mucha